Stadtgespräch: Geburtenhaupstadt ohne Helferinnen – Situation von Hebammen in Dresden

Das Problem ist nicht neu erklärt Stephanie Hahn-Schaffarczyk gleich zu Beginn. Der Mangel an Hebammen ist seit Jahren bekannt und der Ansturm kann einfach nicht mehr gemeistert werden. Es sei zwar schön, dass Dresden nach wie vor die Geburtenhauptstadt Deutschlands sei, aber eine Betreuung, die der hohen Geburtenrate gerecht wird ist derzeit Utopie. Das zeigt sich vor allem bei den freiberuflich arbeitenden Hebammen. Die Beiträge zur Haftpflichtversicherungen sind seit den 90ern nahezu explodiert. All das trägt natürlich nicht zur Attraktivität eines so gefragten Berufes bei.
Die Schwierigkeiten existieren für beide Seiten. Neben den Hebammen natürlich auch die Mütter. Die Zeit, die die Hebammen mitbringen, ist oft nicht ausreichend, um gerade Erstmüttern all ihre berechtigten Fragen zu beantworten, ergänzt Rüthrich. 20 bis 40 Minuten müssen oft genügen. Dabei stellt sich die Versorgung der ländlichen Räume als besondere Herausforderung dar. Durch die sinkenden Einwohnerzahlen werden für die Hebammen die zurückzulegenden Entfernungen immer größer.
Der Berg an Problemen kann aber abgearbeitet werden, da sind sich beide Expertinnen sicher. Die Bezahlung muss besser werden. Nicht nur um die steigenden Beiträge bei Versicherungen aufzufangen, auch Hebammen haben Familien, die versorgt werden müssen und da will man keine zusätzlichen Abstrichen machen, wenn schon oft wenig Zeit da ist.
Ganz zentral muss es aber darum gehen, den Beruf attraktiver auszugestalten. Das kann mit einer Neuordnung der Ausbildung passieren und zwar indem man zusätzlich neben der beruflichen Ausbildung auch Möglichkeiten der Akademisierung des Berufes schafft. Das bringt den weiteren Vorteil mit sich, dass Hebammen und Ärzte auf eine Stufe stehen. Das erleichtert unsere Arbeit enorm, unterstreich Hahn- Schaffarczyk. Besonders positiv betont wurde das in Sachsen neue Projekt einer Koordinierungsstelle zwischen Eltern und Hebammen. Für dieses Projekt hatte sich die SPD-Landtagsfraktion in den Haushaltsverhandlungen eingesetzt. Jetzt komme es darauf an, diese Mittel langfristig zu bezahlen, damit es möglichst in allen sächsischen Regionen solche Koordinierungsstellen geben kann.